Mit dem Ausdruck
Normethik bezeichnet man zumeist einen bestimmten Typus
ethischer Theorien. Es existiert aber keine einheitliche Verwendung des Begriffs „Normethik“. Man kann damit unspezifisch eine über das Gute und Richtige wertende und urteilende Reflexionstheorie der
Moral meinen, dann ist „Normethik“ synonym zu „
Normative Ethik“ und hat als Gegenbegriff „deskriptive Ethik“, d. h. die nicht wertende, sondern beschreibende Feststellung des Handelns. Zumeist ist aber mit „Normethik“ ein Typ ethischer Theorien gemeint, welcher die Methode ethischer Reflexion dahingehend bestimmt sieht, materiale Normen auszuprägen und zu begründen: allgemeine Sollenssätze wie „Du sollst Ertrinkende retten“ oder „Du sollst nicht töten“. (Üblicherweise fordert man für die genannten Beispielsätze weitere Qualifikationen, etwa „… sofern Du dabei nicht selbst übermäßig zu Schaden kommst“ u. dgl.) Am typischsten hierfür sind nicht-
konsequentialistische deontologische Ethiken. In diesem Sinn eines Abzielens auf allgemeine Normen steht der Ausdruck „Normethik“ zumeist im Gegensatz zu „
Tugendethik“ oder Glücksethik oder sonstigen schwächeren ethischen Theorieformen, etwa einer sog. „Situationsethik“, einer narrativen Ethik oder
Modellethik (wie sie z. B.
Dietmar Mieth vertritt). Bei Betonung weniger von einzelnen Normen als von Normativität überhaupt steht „Normethik“ in v. a. einigen älteren Konzeptionen im Sinne von „Sollensethik“ im Gegensatz zu einer sog. „Seinsethik“, welche menschliches Handeln auf
ontologische Vorgaben orientieren.