Antizipation (Stilistik)


Deutschsprachige Wikipedia - Die freie EnzyklopädieDownload this dictionary
Antizipation (Stilistik)
Die Antizipation (lat. anticipātiō „die Vorwegnahme“) bzw. Prolepse bezeichnet in der Terminologie der neuzeitlichen (!) Stilistik "häufig in der Dichtung, besonders in der griechischen Tragödie, eine Eigenschaft, die dem regierenden Substantiv noch nicht zukommt, sondern durch die Verbalhandlung erst entsteht", also die Vorwegnahme eines Ereignisses, einer Absicht oder Folge
  • in einem adjektivischen Attribut oder einem Partizip, als wäre das Ereignis bereits eingetreten; vgl. VergilAeneis I,69: submersas ... obrue puppis – "Zerstöre die versenkten Hecke/Schiffe" = "zerstöre die Schiffe durch Versenken"; bzw.
  • durch ein Substantiv; dann "wird gewöhnlich das Subjekt einer untergeordneten Satzeinheit herausgelöst und als Objekt in die übergeordnete Satzkonstruktion eingefügt". Vgl. Herodot 3,68,2: Ὀτάνης πρῶτος ὑπόπτευεν τὸν μάγον, ώς οὐκ εἴη ὁ Κύρου Σμέρδις (Otánes prótos hypópteuen tón mágon, hós ouk eíe ho Kýrou Smérdis) – "Otanes hegte als erster den Verdacht, dass der Magier nicht Smerdis, der Sohn des Kyros sei."
Gemäß der Terminologie der antiken Rhetorik könnte man auch von einem Anachronismus sprechen.

Mehr unter Wikipedia.org...


© Dieser Eintrag beinhaltet Material aus Wikipedia® und ist lizensiert auf GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons Attribution-ShareAlike License