Erfundene Tradition (seltener
Erfindung der Tradition,
konstruierte Tradition oder
neue Tradition) ist ein
ideologiekritisches Konzept, das 1983 von
Eric Hobsbawm und
Terence Ranger mit der Aufsatzsammlung
The Invention of Tradition eingeführt worden ist. Erfundene, d. h. in ihrer jeweiligen Gegenwart
konstruierte, aber in eine bestimmte Vergangenheit zurückprojizierte
Traditionen sollen als historische Fiktion dazu dienen, bestimmte Normen und Strukturen gegenüber einem gegenwärtigen Wandlungsdruck gesellschaftlich zu legitimieren und zu festigen. Das Konzept hat erheblich dazu beigetragen,
kulturwissenschaftliche Methoden in der
Geschichtswissenschaft zu verankern und zu verbreiten, und ist in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zu einem Topos für
Autoritätskonstruktionen geworden.