Paränese (von
altgriechisch παραίνεσις
paraínesis „Rat, Ermahnung“) bezeichnet meist den Charakter, die Funktion oder die Gattung eines Textes als Mahnrede, die in der Regel allgemein gehalten ist, statt konkrete ethische Normen zu formulieren, und mehrere Einzelanweisungen nach rein rhetorischen Gesichtspunkten und ohne besonderes Augenmerk auf innere Logik aneinanderreiht. Ein berühmtes Beispiel findet sich im sog. Epitaphios, der
Gefallenenrede auf
Perikles, wie sie
Thukydides in seiner
Geschichte des Peloponnesischen Krieges überliefert hat.
Seneca und andere Philosophen der
Stoa bezeichnen als Paränese eine philosophische Disziplin, welche praktische Konsequenzen aus einer philosophischen Lehre zieht. In der alt- und neutestamentlichen
Exegese werden bestimmte mahnende Texteinheiten, etwa Reden des
Mose und
Paulus, als Paränesen bezeichnet, wobei der Begriff hier oft synonym zu dem der Paraklese verwendet wird. Häufig enthalten Paränesen auch
protreptische Elemente.